Aktiv vs. passiv investieren: Wo liegt der Unterschied und was lohnt sich für Anleger mehr?

Investieren lohnt sich. Doch wie genau soll man dies nun tun? Hat aktives oder passives Investieren mehr Vorteile? Dem allen gehen wir auf den Grund. 

Aktiv investieren

Der Anleger oder der Fondsmanager wählt hier die Wertpapiere («Stock Picking»), in die investiert wird, selber (aktiv) aus sowie den perfekt getimten Ein- beziehungsweise Ausstieg («Market Timing»). Mit diesen Taktiken will man den Index schlagen – also besser als der Durchschnitt performen.

Vorteil

Der Vorteil des aktiven Investierens ist, dass Sie genau bestimmen können, in welche Fonds Sie investieren und welche Firmen Sie damit unterstützen. Sie können auch Taktiken wie Leerverkäufe oder Put-Optionen einsetzen, um Ihre Positionen abzusichern.

Die Kehrseite von aktiven Investments

Bei einer aktiven Strategie mit Aktien haben Sie – oder Ihr Fondsmanager – den Markt ständig im Blick, überprüfen das Portfolio und passen es bei Bedarf an. Dennoch gelingt es selbst dem besten aktiven Fondsmanagement oftmals nicht, den Markt konstant zu «überlisten» und bessere Renditen als der Durchschnitt zu erzielen.

Der Indexanbieter S&P veröffentlicht dazu regelmässig Studien. Das Fazit ist, dass die aktiven Investoren über die letzten fünf beziehungsweise zehn Jahre hinweg eine deutlich schlechtere Performance erzielten als passiv Investierende.

Ein Hauptgrund für die Underperformance liegt darin, dass die Aktienmärkte sehr effizient sind und Informationen relativ schnell in den Preisen reflektiert werden. Inneffizenzen können so kaum systematisch ausgenutzt werden. Ein anderer Grund für das schlechtere Abschneiden sind die Kosten: Für einen aktiven Manager fallen natürlich auch höhere Gebühren an, was die Rendite schmälert. 

Passiv investieren

Bei dieser Strategie legen Sie Ihr Kapital möglichst breit gestreut – in allen Bereichen des Marktes – an. Sie setzen ihr Geld dabei langfristig ein und halten ihre Aktien auch in Krisen- oder Boomphasen. Die Rendite entsteht, weil sich die Märkte (historisch gesehen), über die Jahre kontinuierlich positiv entwickeln

Vorteil

Bei passiven Investments können Sie mit wenig Aufwand Marktteilnehmer an der Börse werden. Sie müssen nicht erst bis ins letzte Detail verstehen, wie die Börse funktioniert oder sich mit Kennzahlen und Bewertungen einzelner Unternehmen herumschlagen. Sie können direkt loslegen. Passive Investments sind zudem auch günstiger, da man fürs Auswählen von Aktien und fürs aktive Managen des Fonds mehr Gebühren bezahlt. Eine der bekanntesten Methoden, um passiv zu investieren, sind wohl ETFs oder Indexfonds.

Was sind ETFs?

Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist ein börsengehandelter Indexfonds. ETFs bilden einen bestimmten Aktienindex, also zum Beispiel den MSCI World, ab. Mittels ETF können Sie in einen Index investieren, ohne die einzelnen Vermögensgegenstände (zum Beispiel Aktien) einzeln kaufen zu müssen. Somit können Sie auf relativ bequeme Weise breit gestreut in Aktien investieren. Sie setzen mit ETFs also auf den Markt und auf die gesamthafte Marktrendite. Oder einfach gesagt: Statt in einzelne Aktien zu investieren, vertrauen Sie, dass der Markt als gesamtes an Wert zulegt.

Was ist ein Index?

Ein Index setzt sich im Prinzip aus mehreren Wertpapieren (beispielsweise Aktien) zusammen und repräsentiert einen Markt oder Teilmarkt, wie zum Beispiel den Aktienmarkt eines bestimmten Landes oder eine Branche. Sie dienen also als Barometer für eine repräsentative Auswahl von Wertpapieren. In der Schweiz wäre dies der SMI (Swiss Market Index).

Indizes in der Schweiz 

Der SMI etwa repräsentiert als wichtigster Index des Landes den Schweizer Aktienmarkt. Er wurde 1988 eingeführt und seit 1997 umfasst er die 20 Schweizer Unternehmen mit der höchsten Liquidität. 

Daneben gibt es auch den Swiss Performance Index SPI, der den gesamten Schweizer Aktienmarkt abbildet, weil er alle Aktien schweizerischer Unternehmen, die an der Schweizer Börse gehandelt werden, mit einbezieht:

Wie wird ein Index konstruiert?

Ein Index kann auf unterschiedliche Arten konstruiert werden. Die gängigste Methode ist dabei die Kapitalmarktgewichtung: Die Anzahl der ausgegebenen Aktien eines Unternehmens wird mit dem Aktienkurs multipliziert: Je grösser die Marktkapitalisierung beziehungsweise der Börsenwert eines Unternehmens, desto grösser ist seine Gewichtung im Index.

Die Schattenseite beim passiv Investieren in einen kapitalmarktgewichteten Index

1. Nicht entschädigtes Risiko

Bei kapitalmarktgewichteten Indizes, welche die allgemeine Vergleichslatte (sprich der Standard-Benchmark) für die Performance von anderen Investments sind, konnte in empirischen Studien gezeigt werden, dass der eingebaute «Trend-Effekt» bei diesen Indizes zu einem Klumpenrisiko führen kann. Konkret heisst das: Kapitalstarke Firmen haben einen zu grossen Anteil am Gesamtindex. So machen die fünf grössten Firmen im SPI beispielsweise rund 52 Prozent aus (siehe Grafik oben), und die Vereinigten Staaten repräsentieren mehr 69 Prozent des globalen Aktienindex MSCI World, obwohl sie lediglich 20 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung ausmachen:

Bei den Schwellenländern sieht das Bild ähnlich aus. Dort haben die fünf grössten Aktienmärkte Brasilien, China, Indien, Südkorea und Taiwan einen Anteil von knapp 75 Prozent am MSCI Emerging Markets Index:

Niemand kann es schönreden: Solche passiven Anlagen haben ein erhebliches Klumpenrisiko, was auch laut NZZ gefährlich werden kann. Anleger:innen werden aber nicht angemessen für ihr Risiko entschädigt. Mit anderen Worten bringen solche Indexanlagen im Verhältnis zum eingegangenen Risiko nicht den maximalen Ertrag ein.

2. Die Kapitalgewichtung ist der falsche Massstab 

Neben den Schwierigkeiten in der Praxis gibt es aber auch theoretische Überlegungen, die gegen die Kapitalgewichtung sprechen: Wieso sollte man davon ausgehen, dass Unternehmen, die die gleiche Marktkapitalisierung aufweisen, auch die gleichen Rendite- und Risikoerwartungen haben? So hatten im Dezember 2021 die Handelsgesellschaft DKSH und die Privatbank Vontobel mit 4,79 Milliarden bzw. 4,34 Milliarden Schweizer Franken praktisch die gleiche Marktkapitalisierung. Als Folge würden beide Firmen die gleiche Gewichtung im Index erhalten, obschon die Risiken unterschiedlich sind. Auch die Markterwartungen beider Firmen unterscheiden sich: DKSH hatte ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 26, während Vontobel ein KGV von 14 aufwies. Ein Grund mehr also, warum es wenig Sinn ergibt, zwei Titel nur aufgrund ihrer Marktkapitalisierung im Index gleich zu gewichten.

Zwei Tipps für smarte Anleger

Zusammenfassend führt das passive bzw. kapitalmarktgewichtete Indexieren zu einer ineffizienten Diversifikation der Risiken und zu Opportunitätskosten für die Anleger:innen. Sie sollten sich deshalb fragen, ob es schlauere Wege gibt, das Verhältnis zwischen Risiko und Rendite zu verbessern und so höhere risikoadjustierte Erträge zu erzielen. Wir haben hier zwei Tipps für Sie: 

  1. Eine Möglichkeit ist ein Minimum-Risiko-Portfolio, was eine Art von Aktivinvestition ist. Hierbei werden Aktien so ausgewählt, dass das zusammengesetzte Porfolio deutlich weniger volatil ist – also sein Preis weniger schwankt als der Durchschnitt.
  2. Des Weiteren könnten Sie einen sogenannten Equal Weight ETF kaufen, welcher jede Aktie in einem Index gleichgewichtet, sodass es nicht zu einem Polypol weniger Firmen im Index kommt. Vorteilhaft ist dies besonders dann, wenn man viele kleine, aber innovative Firmen in einem Index vereint, bei denen es noch nicht klar ist, welches Unternehmen später marktführend sein wird.

Beide Ansätze setzen die Zusammensetzung der Aktien aktiv zusammen, implementieren die Portfolios jedoch passiv.