Selbst ist die Frau – Wie Carmen Bodmer ihre Vorsorge als Selbstständige in die Hand nimmt

Etwas wagen oder für das Alter sparen? Wie findet man die Balance? Und wie wird man dabei nicht über den Tisch gezogen? Über diese Fragen habe ich mit Carmen Bodmer, selbstständige Dentalhygienikerin, gesprochen. In diesem Interview teilt sie ihre persönlichen Erfahrungen von der Auseinandersetzung mit der Vorsorge.

Frau Bodmer, fangen wir doch ganz am Anfang an: Wie standen Sie zu Beginn Ihrer beruflichen Karriere zum Thema Vorsorge?

Ich wusste früh, dass eine sorgfältige Vorsorge für das Alter wichtig ist. Aber ich war noch jung. Da waren noch Aus- und Weiterbildungen, die ich machen wollte. Ich reise gerne und wollte die Welt entdecken. Ausserdem ritt ich und musste mich um die Pferde kümmern. All dies kostete natürlich Geld. Wie viel davon sollte ich aufgeben, um für das Alter zu sparen? Ich fand es immer schwierig, und tue es noch heute, die Balance zu finden zwischen dem «im Moment leben» – mich auch etwas zu trauen – und dem Absichern für die Zukunft.

Vor Kurzem haben Sie sich etwas getraut. Sie haben Ihre eigene Dentalhygiene-Praxis eröffnet – die Smile Oase. Was hat Sie dazu bewegt und wie ist es Ihnen dabei ergangen?

Ich wollte mich einer Herausforderung stellen. Man wird dabei ins Kalte Wasser geworfen und lernt viele neue Dinge. Ich habe Räumlichkeiten im Edelrohbau gemietet und die Einrichtung selbst geplant und vorgenommen. Ich wollte mit der Smile Oase eine erstklassige Praxis gestalten, mit einem besonderen Ambiente, in dem sich die Kunden entspannen und wohlfühlen können.

«In der Zwischenzeit habe ich meinVorsorgegeld in Wertschriften angelegt – bis vor Kurzem lag nämlich alles noch zinslos auf einem Bankkonto – was natürlich total sinnlos ist.»

Carmen Bodmer, Smile Oase

Ausserdem war mein Ziel, dass ich durch die Selbstständigkeit im Alter über bessere finanzielle Optionen verfüge. Irgendwann einmal. Im Moment ist das noch nicht mein Hauptfokus, sondern der Aufbau meines Geschäfts. Das ist eine Herausforderung, vor allem durch die Pandemie. Deshalb bleibe ich vorerst auch noch angestellt in anderen Praxen – als Sicherheit. Aber in Zukunft sollte ich meine finanziellen Möglichkeiten optimieren können.

Sie sprechen von Herausforderungen, erzählen Sie, wie Sie diese hatten meistern können.

Mit einer Vollzeitanstellung gleichzeitig den Umbau der Praxis zu managen war die erste Challenge. Dann kamen noch tausend andere hinzu. Ich war froh, dass ich in vielen Bereichen Personen gekannt habe, die mir helfen konnten. So hat zum Beispiel ein Freund bei der Erstellung der Webseite geholfen.

 

War es auch so bei finanziellen Entscheidungen, wie zum Beispiel der Versicherung?

Nein, da musste ich auf Berater zurückgreifen. Das war allerdings keine so gute Idee. Wie gesagt, ich hatte viel um die Ohren und hatte deshalb kaum Zeit mich selbst in die Materie einzulesen. Ich habe dem Berater die Punkte aufgezählt, die mir wichtig waren, und erklärt, was ich mir vorstelle – und ihm dann vertraut, das ​​Richtige zu tun. Später, als es wieder ein wenig ruhiger wurde, nahm ich mir die Zeit, alles nochmals durchzulesen. Dabei musste ich feststellen, dass viele der Verträge nicht optimal auf meine Wünsche abgestimmt waren und ich einiges mehr zahlte als nötig.

Da ärgerten Sie sich bestimmt.

Man kann ja nicht den anderen die Schuld geben, schliesslich ist man für sein Leben selbst verantwortlich. Es «gurkte» mich aber natürlich schon an, dass ich mich nicht besser informiert habe. Vor allem, da es nicht das erste Mal war, dass mir das passiert ist.

Nicht das erste Mal? 

Ja, das Pech mit den Beratern hatte ich sogar bereits zwei Mal. Mit zwanzig habe ich mich das erste Mal der Vorsorge gewidmet, als meine Mutter mich darauf hingewiesen hat. Wir wussten zwar, dass es wichtig war, aber hatten nicht wirklich eine Ahnung. Wir haben einem Vorsorge-Berater blind vertraut und eine Lebensversicherung abgeschlossen. Ich war halt noch jung und unwissend. Ich dachte, der will uns ja nichts Böses. Später habe ich dann gemerkt, dass Leistungen im Vertrag enthalten waren, die ich nicht wirklich brauchte. Dann, einige Jahre später, wiederholte sich das Spiel, als ich eine dritte Säule eröffnen wollte. Die Berater damals rieten mir zu einer Versicherungsgesellschaft mit zu hohen Grundprämien.

War es schwierig, diese Fehler wieder auszumerzen?

Ich habe zum Glück bei den Versicherungen fast nur einjährige Verträge abgeschlossen, und so konnte ich sie bald wieder kündigen. Bei der 3.-Säule-Versicherungen konnte ich alles auf ein Minimum reduzieren oder stilllegen. Mittlerweile habe ich einen unabhängigen Berater aus meinem Netzwerk und zusammen mit ihm habe ich alles so weit es geht optimiert.

Für welche Lösungen haben Sie sich denn jetzt entschieden?

Ich habe mich gegen eine Versicherungslösung entschieden und meine Vorsorge jetzt auf drei unterschiedliche Gefässe verteilt. In der Zwischenzeit habe ich alles in Wertschriften angelegt – bis vor Kurzem lag nämlich alles noch zinslos auf einem Bankkonto – was natürlich total sinnlos ist. Wenn immer möglich, zahle ich das Maximum ein, um am meisten vom Zinseszinseffekt zu profitieren, und am meisten Steuern zu sparen. Ich sehe nun auch ein, dass – solange ich jung bin – sich ein höheres Risiko in den Anlagen lohnt. Seit einiger Zeit gibt es ja kostengünstige App-Lösungen – ich benutze zwei davon und zahle dort meine Säule 3a ein. 

Was würden Sie anderen raten in punkto Vorsorge?

Man sollte sich immer selbst ein wenig mit der Materie auseinandersetzen, und nicht blind irgendwelchen Beratern vertrauen. Ausserdem sollte man gut recherchieren, welche Berater vertrauenswürdig sind. Ich würde darauf achten, dass sie wirklich unabhängig sind. Und dann würde ich zweien, dreien Beratern dieselben Fragen stellen und versuchen, herauszuspüren was die richtige Lösung für mich ist. Ausserdem sollte man sich nicht einreden lassen, dass man zu wenig für die Vorsorge spart. Die Berater haben mich dabei immer schlecht fühlen lassen. Jeder muss für sich selber die Balance finden zwischen geniessen und sparen, wagen und absichern.

Danke!

Carmen Bodmer ist seit fast zwei Jahrzehnten passionierte Dentalhygienikerin. Sie arbeitete in verschiedenen Schweizer Zahnarztpraxen und führt seit 2020 ihre eigene Dentalhygienepraxis «Smile Oase» am Manesseplatz.