Von Chanel zu Säule 3a

Gleich mal vorneweg: Obwohl ich mittlerweile ein Säule-3a-Konto und meine Pensionskasse endlich richtig angelegt habe, ist mir Buchhaltung nach wie vor ein Graus. Genauer: BVG, Aktienfonds, Vorsorgekapital, Budgetplan, und so weiter, sind für mich zwar keine Fremdwörter, etwas damit anfangen, kann ich aber immer noch nicht.

Buchhaltung: Am besten auf dem Bett

Meine private Buchhaltung sieht etwa so aus: Stellen Sie sich ein rosa Daybed (von Ligne Roset natürlich!) vor, das mit diversen schwarzen Ordnern quasi zugespamt ist. Während sich auf einem Ordner meine aktuellen Steuerunterlagen – vermischt mit jenen vom letzten Jahr – stapeln, befindet sich auf einem anderen ein – mit bezahlten und unbezahlten Rechnungen gefülltes – Mäppli vom Luxus-Onlineshop Mytheresa. 

High Fashion statt Altersvorsoge

Womit wir eigentlich schon beim Kern dieses Beitrages gelandet sind. Denn als ich mit knapp 20 Jahren in einer Moderedaktion zu arbeiten begonnen habe, waren sparen oder Geld anlegen, alles andere als chic. Damals investierte ich lieber in einen wunderschönen, weinroten Dolce & Gabbana-Mantel (den habe ich übrigens immer noch in meinem Kleiderschrank hängen!), in von Hand bestickte High-Heels von Miu Miu oder in Taschen von Chanel.

Logisch, sah mein Kontostand Ende Monat eher knapp aus und es war ein Wunder, konnte ich – jeweils mit einem leichten Schweissfilm auf der Stirn – Fixkosten wie Miete oder Krankenkasse gerade noch so begleichen. Ein Säule-3a-Konto zu eröffnen, kam mir darum als letztes in den Sinn. Schliesslich hatte ich Anfang der 2000er Wichtigeres im Sinn, als mich um meine Altersvorsorge zu kümmern. 

Was auf Sie nun bestimmt nachlässig wirken kann oder Sie den Kopf verständnislos schütteln lässt, hatte allerdings mit mehreren Faktoren zu tun: Zum einen waren private Finanzen weder an meinem Wirtschaftsgymnasium noch in meiner Familie oder meinem Freundeskreis ein Thema. Zum anderen war ich, ehrlich gesagt, schlicht zu faul, um mich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Ein Lifestyle wie in der Serie «Sex and the City» schien mir erstrebenswerter: Fancy Anlässe zu besuchen, mit Zigaretten in der einen und Champagner-Flûtes in der anderen Hand, sowie sinnliche Wochenenden knutschend im Bett zu verbringen sowie Rilke-Gedichte zu lesen, waren nämlich eher angesagt.

Ich mit Dolce & Gabbana auf dem roten Teppich am Filmfestival in Cannes vor einigen Jahren.

Irgendwie krass, oder? Insbesondere wenn man die heutige Weltlage inklusive schwieriger Finanzsituation betrachtet. Letztere betrifft sogar die Schweiz, die zwar nach wie vor als Finanz-Paradies gilt, jedoch in Sachen Frauenvorsorge im Vergleich zu Ländern wie Schweden oder Kanada sogar rückständig ist – von «50 Jahre Frauenstimmrecht» möchte ich an dieser Stelle schon gar nicht anfangen. Item. Nicht nur wurde das Rentenalter von Frauen hierzulande auf 65 erhöht, sondern Frauen bekommen zudem auch einen Drittel weniger Rente als Männer ausbezahlt. 

Tschüss «Sex and the City», hallo Säule 3a!

Neben dieser absurden Rentenlücke hat mich die Frage eines Arbeitskollegen: «Gell, du inveschtiersch au i dSüle 3a?» vor einigen Jahren mit einem Mal aufhorchen lassen. Sein schockierter Gesichtsausdruck, als ich seine Frage verneinte, ist mir ziemlich eingefahren. Und hat mir natürlich Albträume beschert. Worauf ich dann umgehend mein erstes Säule-3a-Konto bei meiner Bank eröffnet hatte.

Kein schlechter Move, aber auch nicht mein bester. Denn ich hatte mich aus reiner Bequemlichkeit für die Bank-Variante entschieden. Und musste feststellen, dass diese jährliche Investition, rein finanziell, minimale Vorteile für mich hatte. Oder wie stehen Sie zu einem Jahresgewinn von 0,70 Franken?

Es führte also kein Weg mehr darum herum, mich in Sachen Frauen und Finanzen weiterzubilden und nach Alternativen zu suchen. Dabei war nachhaltiges Investieren ein wichtiges Thema für mich. Say what!?! Ich habe nämlich während meiner Recherche zwei Finanzgenies (grazie mille, Schätzis!) kennengelernt, die mittlerweile zu meinem Freundeskreis zählen. Und die mir beigebracht haben, dass es bei der Altersvorsorge auf effiziente Wertschriftenportfolios ankommt, die anhand eines wissenschaftlich fundierten Anlagekonzepts konstruiert werden, was wiederum für eine höhere Rendite sorgt.

Darum habe ich mein Säule-3a-Konto von der Bank auf einen eben solchen Finanz-Anbieter geshiftet und bin mehr als happy. Denn, mein letztjähriger Gewinn hat sich im Gegensatz zu den Vorjahren verhundertfacht. Kein Witz! Ich bin mit meinen mittlerweile 43 Jahren zwar immer noch die Buchhaltungs-Chaos-Queen und leiste mir nach wie vor mal ein Designer-Teil, weiss dafür aber auch, dass meine Altersvorsorge in guten Händen ist. Was mich wiederum gut schlafen lässt.

Über unsere Gastautorin: Irène Schäppi, geboren 1978 in St. Gallen, hat an der Universität Zürich Germanistik und Publizistik studiert. Die Autorin und Mitherausgeberin von «50 Jahre Frauenstimmrecht» leitete bis Februar 2021 das Beautyressort von «20 Minuten Friday», hat für Magazine wie «annabelle» oder «Bolero» geschrieben und gehört damit zu den wichtigsten Vertreterinnen des Schweizer Lifestylejournalismus. Inzwischen arbeitet Irène Schäppi an ihrem zweiten Buch und tritt bei Lesungen sowie Podiumsdiskussionen auf. Ihr Anliegen ist, junge Frauen für feministische und finanzielle Themen zu begeistern und die Debatten aus den rein akademischen Kreisen in die Welt heraus zu holen.